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Die Grenzen des eigenen Wissens und der Wahrnehmung

Jeder Mensch bewegt sich innerhalb der Grenzen seines eigenen Wissens und seiner Wahrnehmung. Unsere Stärken und Interessen beeinflussen, welche Themen wir intensiv verfolgen und welche wir unbeachtet lassen. Dies führt zwangsläufig zu blinden Flecken – Aspekten der Realität, die außerhalb unseres Fokus liegen. Doch das Eingeständnis dieser Wissenslücken ist der erste Schritt zur Erweiterung unseres Horizonts.

Sokrates erkannte dies bereits vor über 2.000 Jahren mit seinem berühmten Zitat: "Ich weiß, dass ich nichts weiß." Diese Demut gegenüber der eigenen Unwissenheit ist essenziell, um Lernprozesse anzustoßen. Ein Phänomen, das unser Selbstbild oft verzerrt, ist der Dunning-Kruger-Effekt. Er beschreibt, dass Menschen mit wenig Wissen auf einem Gebiet oft überschätzen, wie kompetent sie darin sind. Dieses übersteigerte Selbstvertrauen führt dazu, dass sie nicht erkennen, wie viel sie tatsächlich nicht wissen.


Die Rolle der Wahrnehmung


Unser Gehirn ist darauf programmiert, Informationen zu filtern und die Welt zu vereinfachen. Ohne diesen Mechanismus würden wir von der Komplexität unserer Umwelt überwältigt werden. Doch genau diese Vereinfachung führt zu Verzerrungen. Unternehmen sind davon genauso betroffen wie Einzelpersonen.

Ein anschauliches Beispiel ist Kodak: Einst Marktführer im Bereich der Fotografie, unterschätzte das Unternehmen den Wandel zur digitalen Fotografie – obwohl es selbst die erste Digitalkamera erfunden hatte. Kodaks Grundüberzeugung, dass Filmfotografie überlegen sei, verhinderte eine frühzeitige Anpassung an den neuen Trend. Das Unternehmen verlor seine Marktstellung und meldete 2012 Insolvenz an. Ein klassischer Fall, in dem tief verwurzelte Überzeugungen den Blick für die Realität verstellten.


Wie man Wissenslücken überwindet


Wer die Grenzen seines eigenen Wissens erweitern will, muss sich aktiv mit gegensätzlichen Perspektiven auseinandersetzen. Dabei hilft es, sich regelmäßig herauszufordern:


  • Selbstkritische Reflexion: Welche Annahmen treffe ich über die Welt, die vielleicht falsch sein könnten?

  • Vielfältige Informationsquellen: Welche Stimmen höre ich nicht? Welche Perspektiven fehlen in meiner Entscheidungsfindung?

  • Externes Feedback einholen: Der Austausch mit Menschen aus anderen Disziplinen oder mit anderen Erfahrungen kann helfen, neue Sichtweisen zu entdecken.


Netflix bietet ein weiteres Beispiel für eine Organisation, die ihre Wahrnehmungsgrenzen erfolgreich erweitert hat. Ursprünglich als DVD-Verleih gegründet, erkannte das Unternehmen frühzeitig den Wandel zum digitalen Streaming und investierte massiv in diesen Bereich. Heute produziert Netflix eigene Inhalte und dominiert die Unterhaltungsbranche. Dieses Unternehmen zeigt, wie entscheidend es ist, sich an veränderte Realitäten anzupassen und nicht in überholten Denkmustern zu verharren.


Fazit


Die Grenzen unseres Wissens und unserer Wahrnehmung sind nicht in Stein gemeißelt – wir können sie erweitern. Es erfordert Mut, eigene Überzeugungen zu hinterfragen und sich bewusst mit unbekannten oder unbequemen Themen auseinanderzusetzen. Wer sich dieser Herausforderung stellt, kann nicht nur als Individuum wachsen, sondern auch als Unternehmen oder Gesellschaft bessere Entscheidungen treffen.



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